Nachstehendes Schreiben ist kein Phantasieprodukt. Es wurde 1941 genau so geschrieben.



JAGDGESCHWADER "SCHLAGETER" Nr.26
-                            Kommodore                             -
Gefechtsstand, den 1. Okt. 1941

Betr.: Abfertigung und Wahrnehmung fremder Besatzungen und Maschinen auf den deutschen Heimathorsten.


An den
Jagdfliegerführer 2
G e f e c h t s s t a n d


Bei den Dienstflügen ins Reichsgebiet wurden auf den Heimathorsten Zustände angetroffen, die hiermit, ohne bestimmte Horste zu nennen, generell zur Kenntnis der höheren Dienststellen gebracht werden sollten. Eine Abstellung erscheint im Sinne der militärischen Disziplin und Manneszucht in der Heimat dringend erforderlich.

Es wurden folgende Beobachtungen gemacht:

  1. Durchweg wird jede Landung eines fremden Flugzeuges zum Zwecke der Betankung ruhestörend und lästig empfunden.

  2. Das Starthilfepersonal und insbesondere das Tankpersonal ist in Faulheit und unmilitärischem Auftreten nur noch von dem Flugleitpersonal zu überbieten.

  3. Öl wird grundsätzlich nicht an der Tankstelle, sondern in der entferntesten Halle bereitgehalten.
    Nach 17.00 Uhr ist die Halle geschlossen.

  4. Das Personal der Flugleitung macht den Eindruck einer Hilfspolizei. Ehrenbezeugungen oder sonstiges militärisches Benehmen ist fast ganz außer Kurs geraten.
    Im übrigen wird auch hier so langsam wie nur möglich und fast ausschließlich mit der Zigarette im Mund gearbeitet.

  5. Die Wetterdienststellen sind fast ausschließlich mit Beamten a.Kr. besetzt, die von zahlreichen Mädchen unterstützt werden. Hier gewinnt man den Eindruck, daß man in ein KdF-Reisebüro geraten ist.
    In Bezug auf das Streckenwetter ist fast ausschließlich Pessimismus zu erwarten und der sogenannte Meteorologe vom Dienst ist grundsätzlich dagegen. Er erkundigt sich umständlich nochmal bei der Wetterleitstelle, um dann abzuraten. Inzwischen bitten Damen um Autogramme, die nicht beteiligten Hilfsmeteorologen knittern mit Stullenpapier.

  6. Die Kontrolle der Flugbefehle liegt auf manchen Horsten in den Händen des zivilen Tankpersonals.
    "Ihren Flugbefehl muß ich sehen, sonst kriegen Sie kein Benzin."

  7. Wenn die Landung nach 17.00 Uhr erfolgt, gewinnt man den Eindruck, daß der Fliegerhorst seit Tagen geräumt ist. Die Möglichkeit einer Sabotage bietet sich förmlich an, wenn man vollkommen vereinsamt an der Tankstelle oder an den Hallen der Dinge harrt.

Unter diesen Umständen stehen alle Frontflugzeugführer mit einer gewissen Abneigung vor Flügen ins Reichsgebiet. Es sind nicht die Schwierigkeiten, die durch Personalmangel so abstoßend wirken, sondern es ist die Einstellung und das Auftreten der Soldaten und der Dienststellen.



 
G a l l a n d
Oberstleutnant und Geschwaderkommodore

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