Verlängert Schiller unser Leben
Wer es nicht mehr oder noch nicht wissen sollte, Wein entsteht aus Trauben in
der so genannten alkoholischen Gärung. Das Ganze wird durch Hefen bewirkt, die
dazu den in den süßen Trauben enthaltenen Zucker in Äthylalkohol, oder auch
Äthanol genannt, aber nicht nur in diesen verwandeln, sondern auch in Glycerin,
Säuren, höhere Alkohole (Fuselalkohole), Aminosäuren und anderes. Würde man
Wein eindampfen, würde der leicht flüchtige Alkohol, die leicht flüchtigen
Säuren und das Wasser verdampfen und der Extrakt bliebe übrig. Dieser besteht
aus Zucker, Glycerin, nicht flüchtigen Säuren, Mineral-, Gerb- und Farbstoffen
und höheren Alkoholen. Extraktreiche Weine schmecken in der Regel besser als
extraktarme Weine. Pro Liter sind im deutschen Wein 20 - 30 g Extrakt, also 2 -
3 % enthalten. Rotwein ist extraktreicher als Weißwein.
Wie viele unserer Lebensmittel besteht
Wein anteilsmäßig überwiegend aus Wasser, nämlich ca. 80 - 90 %, dann
folgt Alkohol , also das Äthanol, aber auch andere Alkoholsorten, die
zum Geschmack beitragen mit 8 - 20 %.
An dritter Stelle der Inhaltstoffe
steht Zucker, 2 -75 g pro Liter, je nach Rebsorte und Ausbau.
Der Zucker kommt in den Weinbeeren als
Trauben- und Fruchtzucker vor. Bei den unteren Weinqualitätsstufen, Tafel- und
Qualitätsweinen, darf dann noch etwas Südzucker oder auch Rübenzucker genannt,
zugesetzt werden.
Organische Säuren, das sind die
mit Kohlenstoffatomen (für die A-Klasse), also keine Salz- oder Phosphorsäure,
stehen von der Menge her an der 4. Stelle mit 6 - 12 g pro Liter.
Säuren geben dem Wein Charakter. Zuviel
Säure beeinträchtigt den Geschmack und macht den Wein kratzig, zuwenig Säure
gibt einen faden, ausdruckslosen Geschmack. Eine ganze Reihe von Säuren wie
Wein-, Apfel-, Milch-, Zitronen- und Bernsteinsäure trägt zum Gesamteindruck
bei. Essigsäure ist, wenn sie vorkommt, unerwünscht und durch Essigbakterien
entstanden.
Auch das Glycerin mit ebenfalls
0,5 - 1 % muss nicht vom Panscher zugesetzt werden, sondern entsteht bei der
Gärung aus Zucker. Es ist ein Ausdruck guten extraktreichen Weines. Die öligen
Schlieren im Weinglas sind Glycerin.
Pflanzenphenole, auch
Gerbstoffe genannt, sind wieder der Oberbegriff einer ganzen Reihe einzelner
Verbindungen. Ernährungsphysiologisch und medizinisch werden diese Stoffe immer
interessanter. Vor allem bei jungem
Rotwein sind sie wesentlicher Bestandteil und werden als herb, trocken,
zusammenziehend empfunden. Auch die so genannten Tannine gehören dazu. Diese
kommen in Traubenstielen Beerenschalen und -kernen vor, sowie auch im Holz von
Weinfässern. Stichwort wäre hier der so genannte Barrique - Ausbau, wo diese
Gerbstoffe erwünscht sind. Da Rotweine, mit der Maische vergoren werden, gehen
dabei neben den roten Farbstoffen auch diese Gerbstoffe in den Most über.
Pro Liter Rotwein sind dann noch einige Gramm Mineralstoffe und
Spurenelemente enthalten, z.B. Kalium, Mg, Ca, und Eisen. 1 - 2 Gläser Wein
können schon einen beachtlichen Anteil zur Deckung des Mineralstoffbedarfes
beitragen. Vitamine darf man natürlich auch nicht vergessen.
>Also außer dem Wasser wurden in Wein
inzwischen über 1000 verschiedene Inhaltsstoffe nachgewiesen. Um dies
herauszufinden, hat ein Chemie-Professor namens Danzer, verschiedene Weine
verschiedener Rebsorten und verschiedener Anbaugebiete untersucht und
festgestellt, dass, wenn er sich auf 60 organische Substanzen von diesen 1000
beschränkt, er mit 97 %iger Wahrscheinlichkeit auf die Rebsorte schließen kann.
Die anorganischen Substanzen verraten dem Herrn Professor immerhin noch mit
90%iger Wahrscheinlichkeit das Anbaugebiet. Unsereiner schaut dazu auf das
Etikett oder in die Weinkarte oder schmeckt es sogar heraus. Der Herr Professor
macht es mit Atom – und Massenspektroskopie. Was uns als Weintrinker natürlich
wieder freut, dass es trotz ausgefeilter Software und Profilen von
Inhaltsstoffen ihm nicht gelungen ist, den Jahrgang präzise zu bestimmen.
Dass solch kluge Erkenntnisse mit
Schiller, nämlich dem Friedrich, zu tun haben, sei hier am Rande erwähnt. Der
erwähnte Chemieprofessor Danzer forschte nämlich bis vor kurzem noch an der
Friedrich-Schiller-Universität in Jena. So jetzt haben wir eine erste
Verbindung zwischen Schiller und Wein.
Unter den 1000 Inhaltsstoffen hat der
Prof. Danzer außer den genannten, eher gesund klingenden wie K, Ca, Mg und Fe
auch solche wie Blei, Strontium und Uran gefunden. Zum Trost, auch wenn wir
mehrere Flaschen zu uns nehmen würden, ist noch keine radioaktive Verseuchung
des Trinkers zu erwarten. Die Konzentration dieser Stoffe ist völlig
ungefährlich. Mit dem genannten Uran verhält es sich etwa so wie mit dem
Zuckerwürfel im Bodensee. Auch wenn man diesen heute analytisch nachweisen
kann, schmeckt das Bodenseewasser deswegen noch nicht süß. Wenn jemand nach
Weingenuss strahlen sollte, ist dies eher auf andere Inhaltsstoffe oder auf das
Gegenüber beim Trinken zurückzuführen. Das Blei als Inhaltsstoff könnte schon
eher in größeren Mengen angetroffen werden, wenn wir uns eine 100 Jahre oder
ältere Flasche einverleiben. Denn damals konnte Blei durch Schönungsverfahren
beim Weinausbau ins Getränk kommen. Heute aber ist der Wein ein sehr reines
Getränk geworden.
Jetzt werdet Ihr fragen, wo bleiben
denn die im Vortragsthema angekündigten oligomeren Procyanidine? Dazu
muss ich nochmals auf die erwähnten Pflanzenpolyphenole zurückkommen, die die
komplexeste Stoffgruppe in der Traube sind. Phenol ist ein 6er Ring mit
Kohlenstoffatomen, ein Benzolring, bei dem an einem Kohlenstoffatom eine
OH-Gruppe sitzt. Wenn mehrere solcher Ringe in unterschiedlicher Form
aneinander sitzen, spricht man von Polyphenolen. In der Weintraube sind über
100 verschiedene Polyphenole bekannt. Diese kann man unterteilen in 4 Hauptgruppen:
Phenolcarbonsäuren, Flavone, Tannine und Anthocyane.
Obwohl mengenmäßig wenig, wird diesen
Substanzgruppen eine Reihe positiver und negativer Wirkungen zugeschrieben. Sie
wirken auf Farbe, Geschmack, Stabilität und damit Qualität des Endproduktes. Im
Rotwein wird eine Erhöhung der Phenolstrukturen angestrebt, um farbstabile ,
geschmacklich harmonische Weine zu erhalten. Kellereitechnisch kann dies durch
Luftzufuhr, Holzfasslagerung oder Maischeerwärmung erreicht werden. Bei
Weissweinen wird eher eine Reduzierung der Polyphenole angestrebt.
Ausführungen zu den ersten drei
Hauptgruppen der Polyphenole – nämlich den Phenolcarbonsäuren, Flavonen und
Tanninen erspare ich Euch bis zum 2. Teil meines Vortrages beim Klassentreffen
im Jahr 2057.
Zu der vorhin erwähnten vierten
Hauptgruppe der Polyphenole, nämlich den Anthocyanen - gehören auch die
Farbstoffe der roten Weintrauben.
Bei unsern heimischen Rotweinsorten
kommen diese Farbstoffe nur in den Beerenhäuten vor. Beim Spätburgunder sind
das ca. 0,8 g /kg ,bei südlichen
Deckweinen, die der Farbe wegen zugegeben werden, geht der Wert auf über 5 g /
kg hoch.
Während der Traubenreife lagern sich
jetzt einige Anthocyane zusammen, von denen es natürlich wieder viele
verschiedene Einzelverbindungen gibt, und bilden Procyanidine, also Vorstufen.
Diese wachsen im Wein, also wenn die Trauben abgepresst sind, weiter und werden
zu größeren Molekülen, den oligomeren Procyanidinen, die später in polymere
Anthocyane übergehen - so kompliziert
der Satz war, so kompliziert ist auch der chemische Vorgang.
Je größer diese Molekül-Zusammenlagerungen
sind, desto stabiler ist die Rotweinfarbe bei der Alterung des Weines. Sie kann
nicht mehr ausbleichen. Aber auch für den Geschmack sind die Verbindungen
wichtig.
Neben dieser önologischen Bedeutung
haben diese oligomeren Procyanidinen aber eine starke physiologische Wirkung. Es
ist das stärkste Antioxidans, also ein Oxidationshemmer, 20-fach stärker als
Vitamin C. Antioxidantien, die der Körper auch selbst herstellt, schützen
den Körper vor den freien Radikalen. - Das sind keine Politiker, sondern
hochreaktive Sauerstoff-Verbindungen,
die für die Entstehung von Rheuma, Diabetes, Arteriosklerose und auch Krebs mit
verantwortlich gemacht werden. Durch die Antioxidantien, wie die oligomeren
Procyanidine, werden die freien Radikale entgiftet. Weiterhin schützen und
ergänzen Procyanidine Vitaminwirkungen. Es fördert die Zellversorgung des
Gehirns durch bessere Durchblutung und die Zirkulation in feinste
Blutkapillaren durch Gefäßerweiterung. Dadurch werden Heilungsprozesse
beschleunigt.
Diese Antioxidantien kommen in der
Beerenhaut und den Kernen der Weintraube in großer Zahl vor. Der bei der Gärung
entstehende Alkohol unterstützt das Herauslösen aus der Beerenhaut und den
Kernen. Da diese aber nur bei der Rotweinherstellung in der Maische mitvergären,
sind im Rotwein wesentlich höhere Konzentrationen dieser Antioxidantien
enthalten.
Ein Viertel Rotwein Dornfelder oder Schwarzriesling hat etwa das doppelte Schutzpotential wie eine empfohlene Tagesdosis an Vitamin C von 100 mg.
Der hohe Rotweinverbrauch in Frankreich
soll Ursache dafür sein, dass Coronar-Erkrankungen hier seltener sind als in
Ländern mit sonst ähnlichen Ernährungsgewohnheiten, aber niedrigerem
Rotweinverbrauch – wie z.B. Deutschland.
Die im Rotwein vorkommenden Polyphenole
hemmen die Oxidation der Lipoproteine niederer Dichte (LDL). Die oxidierten
LDL sind durch Verklumpen für die Atherosklerose-Entstehung, also die
Blutgefäßverengung mitverantwortlich.
Auch dem im Wein enthaltenen Alkohol
selbst wird eine schützende Wirkung zugeschrieben. Es gibt Untersuchungen des
Kopenhagener Universitätsinstitutes für Präventivmedizin, die besagen, dass
Weintrinker mit 3-5 Glas Wein täglich – man höre - im Vergleich zu Abstinenzlern
ein um fast die Hälfte verringertes Risiko haben, eine Herz-Kreislauf-Krankheit
zu bekommen.
Wein hilft auch bei Erkältung, weil er
Viren und Bakterien abtötet. Die erwähnte Durchblutungssteigerung wirkt dem
altersbedingten Abbau der Gehirnfunktion entgegen. Nierensteinbildung soll
verhindert und das Liebesleben angeregt werden, ebenso wie die
Magen-Darm-Funktion. Das Immunsystem wird durch die Erhöhung der
Entgiftungsfunktionen gestärkt und dadurch die Krebsmortalität gesenkt.
Durch Wein wird die Atmung verbessert,
das Hormonsystem angeregt, der Osteoporose durch Ca-Einlagerung vorgebeugt,
bedingt durch höhere Östrogen-Produktion.
Wein dient auch als Beruhigungsmittel,
der die Gemütslage stabilisiert und Spannungen löst. In wieweit dies aber
durch den enthaltenen Alkohol oder durch die
anderen Weininhaltsstoffe, eben speziell die Anthocyane bedingt ist, ist
umstritten.
Man sieht an dieser Aufzählung der positiven Wirkungen von Wein, die noch nicht vollständig sind, dass Wein fast ein Allheilmittel ist. Dabei muss aber gesagt werden, dass die Schutzwirkung gegen Arteriosklerose und Herzinfarkt nicht nur vom Wein sondern vom Alkohol allgemein bei einer Verbrauchsmenge von 20-30 g / Tag ausgeht und angeblich das Risiko der Herzkranzgefäßerkrankung halbiert.
Der Alkohol wirkt ähnlich wie Aspirin durch Blutverdünnung und Erhöhung des so genannten guten HDL-Cholesterins. Es wurde auf jedem Fall aber auch belegt, dass die oben genannten Weininhaltsstoffe eine zusätzliche positive Wirkung enthalten.
Allgemein wird heute gesagt, dass eine knappe halbe Flasche Wein, d.h. 2 Viertel-Gläser bei Männern, d.h. ca. 40 g Alkohol, bei Frauen weniger , nämlich nur 1 Glas - gesundheitsfördernd sind.
Bei den bisherigen positiven Äußerungen
kann aber nicht verschwiegen werden, dass übermäßiger Weingenuss oder allgemein
Alkoholgenuss die Gesundheit ruinieren kann. Leberschäden wie die Fettleber,
Erkrankung der Galle und der Magenschleimhaut, die Suchtgefahr,
Gehirnschäden durch Alkohol und erhöhte
Unfallgefahr sind bekannt.
Übermäßig heißt, dass
Gesundheitsgefahren auftreten, wenn z.B. 20 Jahre lang 80g Alkohol pro Tag
getrunken wird, d.h. die doppelte Menge der gesundheitsfördernden Dosis. Also
der Grat zwischen gesund und ungesund ist schmal. Auch hier macht es eben die
Dosis.
Die Kenntnisse über die positiven und negativen Wirkungen des Weines sind teilweise, wenn auch nicht wissenschaftlich untermauert und man von Procyanidinen noch nichts wusste, schon seit Jahrtausenden bekannt. Wein ist ja das älteste alkoholische Getränk.
Ob Schiller-Wein, um auf den Titel zurückzukommen, besondere positive Wirkungen im Vergleich zu Rotwein hat, ist fraglich, da die im Rotwein enthaltenen Anthocyan-Verbindungen hier eher fehlen. Bei Schiller-Wein wird ja die rote und weiße Traube gemeinsam abgepresst. Der Name kommt übrigens von schillernd, also dem Farbspiel und nicht von Friedrich Schiller. Aber als Fazit kann man festhalten, dass Wein in Maßen genossen das Leben verlängert.
Schiller
Dass die gesundheitlichen und
geistig-gefühlsmäßigen Aspekte des Weinkonsums von unserem berühmten Schulvorgänger
auf dem Schiller, wenn es auch damals noch die Lateinschule war, nämlich
Friedrich Schiller, geschätzt wurden, ist hinreichend belegt.
Aus der Lateinschule in der Oberen
Marktstraße ging dann ja unsere Schule, das Friedrich-Schiller-Gymnasium,
hervor.
Wie hielt es unser großer Schulvorgänger Friedrich Schiller mit dem Wein? Vorgänger dürfen wir ihn deswegen nennen, weil er immerhin nach der Geburt in Marbach im Jahr 1759 von 1767 bis 1772 die Lateinschule in Ludwigsburg besuchte. Als 13 Jähriger wurde er dann 1772 von Herzog Carl Eugen zur neu gegründeten militärischen Pflanzschule auf der Solitude, der Hohen Karlsschule abkommandiert. Dort studierte er zuerst mit geringem Erfolg Jurisprudenz, dann wechselte er zur Medizin. Die Karlsschüler bekamen damals zu ihren Mahlzeiten je nach Alter bis zu ½ l Wein pro Tag. Der Herzog Carl Eugen, der den Weinbau im Lande förderte, legte Wert auf die ärztliche Aussage, „dass der Genuß des Weines bey der heißen Witterung vor die jungen Leut gut sey.“
1780 ging Schiller mit der Promotion
von der Karlsschule ab und diente als Regimentsmedicus in Stuttgart. Schiller
trank in dieser Zeit sicher nicht nur Wasser, wie es in seiner Zeit üblich war.
Es sind mehrere Lokale bekannt, in denen er mit Freunden verkehrte. Er war
kein Spielverderber, nur musste er später wegen seiner Magenbeschwerden und
Brustkrämpfe beim Weinkonsum vorsichtig sein. Z.B. im Gasthaus Ochsen in der
Stuttgarter Hauptstätterstrasse trank er fast täglich Wein und ließ aus Geldmangel
oft anschreiben. Aus Überlieferungen seines damaligen Freundes Petersen wissen
wir, dass er „kratzende“ Weine liebte. 1782 floh er nach Mannheim. Bei
Ausflügen von dort ins rheinhessische Nierstein lernte er die Weine dieser
Gegend kennen. Weitere Stationen waren dann ja Dresden und später Jena und
Weimar. 1793 besuchte er seine württembergische Heimat und stieg zuerst in der
freien Reichsstadt Heilbronn ab, von wo er in einem Brief berichtete, dass ihm
der Neckarwein gut schmecke. „Ich trinke für das selbe Geld noch einmal
soviel Wein als in Thüringen – und zwar vortrefflich.“ Nach Heilbronn
verbrachte er dann mit Familie einige Zeit in Ludwigsburg und Stuttgart, wo er
dann, also 1793, Zechschulden von 1782 im bereits erwähnten Gasthaus Ochsen
beglich.
Aus seiner Jenaer Zeit ist bekannt,
dass er einen gut sortierten Weinkeller unterhielt. Rechnungen und Bestellungen
bei Weinhändlern in Jena, Bremen und Stuttgart sind überliefert. Schiller
führte eine Art Weintagebuch über Lieferungen und Rechnungen. Auch in Jena, obwohl
Professor, hatte er immer wieder Zahlungsschwierigkeiten. Aus einem
Briefwechsel mit seiner Muter von 1800 ist der Hinweis bekannt, er wolle einen
Eimer guten Neckarweines. Er trank gern auch rezente württembergische Weine.
Immer nur Malaga-, Port- oder Burgunderwein behagte ihm auch nicht. Die Mutter
scheint ihm gemäß eines Eintrages in seinem Weintagebuch vom 25. April 1801
geliefert zu haben. Am 7. Juli 1804 bestellte er einen Eimer Burgunder, 10 Tage
später noch einen halben Eimer Burgunder und am 29. September 1804 wiederum
einen ganzen Eimer Burgunder. Zwei Monate vor seinem Tod am 9. Mai 1805
bestellte noch einen Eimer Würzburger Wein. Ein Eimer entsprach etwa 65 Liter.
Soweit einige Beispiele.
Aus diesen Bestellungen und
überlieferten Räuschen in seiner Stuttgarter Zeit abzuleiten, dass er
Alkoholiker war, wäre falsch. Diese Weinmengen wurden von ihm ja nicht alleine
sondern auch von den Besuchern seines gastfreundlichen Hauses konsumiert. Nach
einer Bemerkung Goethes, der ja ein großer Weinliebhaber war, stellt Wein für
Schiller vor allem ein Stimulans dar. Die Meinung Goethes, die er seinem
Sekretär Eckermann sagte:
„Schiller hat nie viel getrunken. Er war mäßig,
aber im Augenblick körperlicher Schwäche, suchte er seine Kräfte durch etwas
Likör oder ähnliche Spirituosen zu steigern. Dies aber zehrte an seiner
Gesundheit und war den Produktionen selbst schädlich. Denn was gescheite Köpfe
an seinen Sachen aussetzen, leite ich aus dieser Quelle her“.
Soweit das Zitat. Man sieht also, dass Goethe die Gefahr des Alkohols sehr wohl kannte.
Schiller als Sohn eines Weinlandes
bewahrt dem Wein immer sein Interesse. Er wollte auch damals schon „Naturwein“
trinken, keine zweifelhaften Tropfen. Damals wurden nicht nur von Schiller alte
und schwere, alkoholreiche Weine bevorzugt. Dass er nicht nur uneingeschränkt
Wein liebte, kommt in einem Brief an seine Freundin Henriette von Wolzogen von
1783 zum Ausdruck.
Ein guter Freund hat mir zu meinem Geburtstag vier Bouteillen Burgunder geschickt.
Davon wird zuweilen ein Gläschen mit herrlichem Erfolg getrunken, doch muss ich Ihnen gestehen,
dass Ich mir äußerst wenig aus dem Wein mache, so wohlfeil und gut er hier auch zu haben ist.
Mit mehr Vergnügen trinke ich Bier."
Selbstverständlich spiegelte sich seine
Liebe zu Wein auch in seinem literarischen Werk. Es würde den Rahmen sprengen,
seine Gedichte und Dramen zu zitieren, in denen Wein erwähnt wird. Beschränken
wir uns auf einen Vers:
„Trink ihn aus den Trank der Labe
und vergiß den großen Schmerz!
Wundervoll ist Bacchus Gabe
Balsam für´s zeriss´ne Herz.“
Damit wir möglichst schon gar kein
zerrissenes Herz bekommen und wir gehört haben, wie gesund Wein ist, darf ich
jetzt allen ein Prosit, zum Wohle, auf Eure Gesundheit und einen schönen Abend
wünschen, bei Wein oder auch bei Bier, mit oder ohne Procyanidine.